„Um mich rum ist alles still…“
Wir fragen uns, “Was passiert, wenn ein Jahr lang europaweit zwischen Schüler*innen kein Austausch, keine Klassenfahrten, keine internationalen Begegnungen stattfinden?” Wie wirken sich die Einschränkungen infolge der Pandemie auf das Leben junger Menschen heute aus. Die Aussage: “Um mich rum ist alles still” wirft ein Schlaglicht auf dieses Erleben.
LICHT UND KLANG AUF NEUEN BRÜCKEN ist ein Projekt, das ein europaweites Netzwerk mit mehr als 200 Schüler*innen von 19 Schulen aus 10 Donauländern knüpft. In Online-Stammtischen, die das Projekt mit beteiligten Lehrer*innen zur Vorbereitung durchgeführt hat, zeichnet sich ein derzeit fast dystopisches Bild von Europa. Die Eindrücke aus den einzelnen Ländern reichen von “Jeder kämpft für sich” über “Hoffnungslosigkeit” bis zu “die europäische Idee geht verloren”.
“Die Corona-Pandemie macht Jugendliche im Online-Unterricht zu Einzelkämpfer*innen”, sagt ein beteiligter Lehrer aus Freiburg. „Es sei schwer, sich verbunden zu fühlen, wenn alle isoliert für sich den Alltag bewältigen müssen. Gerade für die Jugendlichen ist der internationale Austausch sehr wichtig“, stellt ein Lehrer aus Waldshut fest. “Perspektivwechsel passieren durch Kontakt, die Filterblasen platzen erst, wenn wir anderen begegnen”, ergänzt eine Lehrerin aus der Ukraine.
Auch wir selbst – die das Projekt erdacht und entwickelt haben – spüren, wie sehr uns dieser Austausch gefehlt hat, wie wir es genießen, uns wieder mit den anderen austauschen und zumindest im virtuellen Raum begegnen zu können und wie dabei unser Mut wächst, diese Krise zu bewältigen.
Inhaltlich und thematisch knüpft LICHT UND KLANG AUF NEUEN BRÜCKEN an der Lebensrealität der Jugendlichen an: Was bedeutet die aktuelle Situation für die Einzelnen alltäglich? Welche Zukunftsaussichten bieten sich? Wie können Jugendliche an politischen Prozessen teilhaben? Wie werden Jugendliche zu politischen Akteurinnen und Akteuren? Welche Visionen und Utopien können wir für die europäische Idee entwickeln?
“Licht und Klang auf neuen Brücken“ verbindet die beiden Mottos der europäischen Kulturhauptstädte Temeswar (Licht und Klang) und Novi Sad (auf neuen Brücken). Hier geht es darum, die kreative, ästhetische Seite in den Vordergrund zu stellen. Gemeinsam mit den Jugendlichen macht sich das Projekt in drei Phasen (Ich in Europa, Du in Europa, Wir in Europa) auf die Suche nach den Gemeinsamkeiten und nach den Verbindungen die Europa im Inneren zusammenhalten. In verschiedenen Online-Workshops werden die Teilnehmenden eingeladen, kreativ zu werden und zu diskutieren. So entsteht ein Netzwerk, dass die Jugendlichen im Alltag begleitet und Möglichkeiten bietet, mit einem Klick in die Wohnzimmer der anderen zu schauen. Es werden Fenster nach Europa geöffnet, die wir geöffnet halten wollen. Fenster, die uns auch in Krisenzeiten die Gewissheit geben: Da ist noch jemand, der sich für mich interessiert. Die europäische Idee lebt, wir können sie aktiv gestalten. Das Projekt startet am 15.03.2021 mit einem gemeinsamen Auftaktprogramm und wird im Juni 2021 abgeschlossen.
Ein Kooperationsprojekt des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg und der Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm