Filmprojekt und Interviews

mit 20 donauschwäbischen Zeitzeug*innen

Im Herbst 2017 interviewte ein Filmteam 20 donauschwäbische Zeitzeug*innen in Süddeutschland und im Donauraum. Zu Wort kam die Erlebnisgeneration des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre sowie deren Kinder und Enkel. Es entstand eine umfassende Dokumentation über die Lebenswege und –perspektiven mehrerer Generationen. Die vierteilige Filmserie zeigt einen Ausschnitt aus dieser Dokumentation. Das gesamte Material dient als Zeitzeugenarchiv für die Zukunft und wird zur wissenschaftlichen Auswertung genutzt. Ein Teil ist in der Ausstellung „Donauschwaben. Aufbruch und Begegnung“ zu sehen.

Trailer

Filme in Gesamtlänge und Hintergründe finden Sie weiter unten

1. Verlust – Kindheit im Krieg

2. Auf der Suche – Neuanfänge nach 1945

3. Gehen oder bleiben – Leben im Kommunismus

4. Blick nach vorn – Die junge Generation

Teil 1

Verlust – Kindheit im Krieg

Prägende Erlebnisse

Fünf Kriegskinder (geboren zwischen 1930 und 1939) kommen zu Wort, die im damaligen Jugoslawien (heute Serbien und Kroatien) aufwuchsen. Sie erinnern sich an glückliche Alltagsmomente in ihren Familien, bevor die Besetzung Jugoslawiens durch das Deutsche Reich und Ungarn auch diesen Teil Europas in den Krieg stürzte.

Im Herbst 1944 erlebten zwei dieser Kinder die Flucht nach Westen auf dem eigenen Pferdewagen bzw. auf einem Donauschiff. Die drei anderen entkamen nicht mehr rechtzeitig. Sie überstanden das Grauen der zivilen jugoslawischen Internierungslager, die bis heute bei den Donauschwaben „Todeslager“ heißen. In ihnen waren vor allem Kinder und ältere Menschen untergebracht. Erinnerungen, die ein Leben lang blieben und geprägt haben.

Heute wohnt nur noch eine der Zeitzeuginnen in Serbien. Die anderen fanden in Deutschland ein neues Zuhause.

Siedlungsgebiete und in Film 1 relevante Orte

Teil 2


Auf der Suche – Neuanfänge nach 1945

Mühsame Integration

Der Zweite Weltkrieg beendete gewaltsam das 200-jährige Zusammenleben der Donauschwaben mit Ungarn, Rumänen, Serben, Kroaten und anderen Völkern des mittleren Donauraums. Als Deutsche galten sie als mitschuldig an den Verbrechen des Dritten Reichs. Gehetzte Flucht in den Westen, Verschleppung zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion, rücksichtslose Vertreibung aus Ungarn und Internierung in jugoslawischen Lagern veränderten das Leben der Zeitzeug*innen radikal.

Darüber sprechen drei Frauen und zwei Männer, die zwischen 1926 und 1937 in Ungarn und Jugoslawien zur Welt gekommen sind. Vier von ihnen verschlug es ins Nachkriegsdeutschland, in dem sie sich als fremde Habenichtse ganz unten wiederfanden. Die Erinnerung an bürokratische Hürden und den Zwang zur Anpassung mischt sich heute mit der Trauer um verlorene Zukunftschancen des damaligen Flüchtlingskindes. Aber auch wer in der alten Heimat bleiben konnte, musste sich in einem neuen, unerwarteten Leben behaupten – und zuerst einmal dringend Kroatisch lernen.

Wo ihre eigentliche Heimat ist, lässt sich für die Meisten von ihnen nicht eindeutig sagen.

Siedlungsgebiete und in Film 2 relevante Orte

Teil 3


Gehen oder Bleiben – Leben im Kommunismus

Ständige Willkür

Drei kommunistische Länder – dreierlei Existenzbedingungen für Angehörige der deutschen Minderheit:

Rumänien zog die Deutschen nicht zur Rechenschaft für die Untaten des Deutschen Reichs. Doch unter Diktator Nicolae Ceauşescu (1965-89) wuchs der Druck auf alle, die sich nicht anpassten oder allzu freiheitlich dachten. Zwei Zeitzeugen des Films verließen schließlich das Land. Sie schildern die Gründe und den unerwartet schweren Anfang als Spätaussiedler in Deutschland. Wer blieb, fand sich nach der großen Ausreisewelle 1989 in einem stark veränderten rumäniendeutschen Umfeld wieder.

In Jugoslawien waren nach der Auflösung der Internierungslager nur wenige Donauschwaben verblieben. Deutsch zu sprechen empfahl sich nicht; die Nachkriegsgenerationen sind daher heute oft nur am deutschen Namen zu erkennen. Dennoch existiert bei vielen eine Verbundenheit mit der deutschen Herkunft und Kultur. Doch diese steht nicht im Widerspruch zu ihrer auch serbisch, kroatisch oder multiethnisch geprägten Identität.

In Ungarn arrangierten sich die Deutschen nach der Vertreibungswelle (1946-48) und der Niederschlagung des 1956er Aufstands mit ihrer Situation. Ein Teil der Vertriebenen kehrte sogar heimlich zurück. Der Staat ermöglichte es den ethnischen Minderheiten, ihre kulturelle Identität als Folklore zu pflegen. Das „Schwäbische“ (der deutsche Dialekt) schwand jedoch von Generation zu Generation.

Siedlungsgebiete und in Film 3 relevante Orte

Teil 4


Blick nach vorn – Die junge Generation

Vielfältige Gegenwart

Wie wirkt sich die donauschwäbische Vergangenheit von Eltern und Großeltern auf die nächste Generation aus, die heute in einer global vernetzten Welt lebt? Die Protagonist*innen des Films beschreiben, was ihnen die vorherigen Generationen mitgegeben haben. Alle fühlen sich mit (mindestens) zwei Ländern und Kulturen verbunden.

Drei von ihnen haben deutsche Wurzeln in Rumänien, Ungarn oder Kroatien. Sie sprechen Deutsch und verbessern damit ihre Bildungs- und Berufschancen, während sie sich gleichzeitig in ihren Ländern zu Hause fühlen und dort ihre Zukunft sehen und gestalten.

Die beiden anderen wurden in Deutschland als Nachkommen ungarn- oder rumäniendeutscher Familien geboren. Das Anderssein ihrer Eltern und Großeltern regt sie dazu an, ihre eigenen Vorlieben und Eigenschaften zu hinterfragen oder bewusst zu pflegen.

Siedlungsgebiete und in Film 4 relevante Orte

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